21.2.-11.7. "LICHTbrechungen" in der Stadtkirche, Ludger Hinse

Mo-Fr 9-18.45 Uhr

Das Kreuz mit dem Kreuz

Ich muss gestehen, dass Kreuze mich bisher eher bedrückt haben und ich sie als schwer erträglich empfinde, vor allem, wenn es sich um Kruzifixe mit einem Gekreuzigten, mit einem ans Kreuz Geschlagenen handelt. »Mein Gott, muss das denn immer sein?«, frage ich mich, auch ein wenig abgeschreckt von dem martialischen Habitus, der ja oft zum gewohnten Ritual geworden und zu einer religiösen Routine erstarrt ist. Kreuze machen mich einfach schwermütig. Ich kann ihren Anblick schlecht ertragen, ebenso wie ich einen brutalen Krimi kaum ertrage. Ihr Anblick ist beklemmend. Einschüchternd.

Ganz anders dagegen die »Lichtkreuze« von Ludger Hinse. Gut, man kann ihnen womöglich vorhalten, dass sie eine weichgespülte Version von Kreuzen sind, sanft in buntes Licht getaucht tun sie eben weniger weh. Aber müssen denn Kreuze, in Gottes Namen, immer weh tun? Ist das Kreuz denn nicht eigentlich ein Hoffnungszeichen? Soll man in ihm nicht eigentlich die Auferstehung, die Überwindung des Todes erkennen? Das, was mir bei anderen Kreuzen so schwerfällt, gelingt mir bei Ludger Hinses »Lichtkreuzen« spielend, mit einer - vielleicht gegenüber Kreuzen sogar unangemessenen, gar unverschämten Leichtigkeit. Durch das Kreuz hindurch, nein, geradezu aus dem Kreuz heraus leuchtet es mir entgegen: das strahlendbunte Licht des Anfangs, das erste Licht vom Anbeginn der Welt, das neue Licht der Auferstehung, das helle Licht der Ewigkeit! Ich schaue auf das Lichtkreuz und das Beklemmende fällt von mir ab, die Angst vergeht, Licht durchflutet mich und lässt mich frei atmen.

Bei Ludger Hinses »Lichtkreuzen« macht man die überraschende Erfahrung, dass das Kreuz nicht das Ende bedeutet, sondern einen neuen Anfang, dass es keineswegs eine »Torheit«, sondern Gottes Weisheit ist. Vom Lichtkreuz her gewinnt man eine neue Einsicht in den Sinn der Dinge, man wird beflügelt, an eine neue Ordnung, an eine neue Gesellschaft, an eine neue Welt zu glauben, die anders ist.

Hoffnungsvolles, österliches Licht scheint aus dem Kreuz, so sinnlich-eindrücklich wie überzeugend-glaubhaft. Und das ist in diesen Zeiten nicht das Schlechteste.

In diesem Sinne lassen Sie sich bewegen, beleuchten, durchscheinen, erfreuen, erwärmen, erleuchten, verwandeln ...
wünscht

Ihr Karsten Gollnow

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