Gottesdienst am Sonntag, 29. März 10.00 Uhr
»Freut Euch - Allem Leiden zum Trotz!«
Requiem für einen jungen Dichter,
B.Alois Zimmermann
»Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein. Wenn es aber stirbt, bringt es viel Frucht« (Joh.12,24).
Freuen – warum? Weil schon im Sterben das Leben begriffen ist. Nur das Samenkorn, das in die Erde fällt, bringt Frucht, sagt Jesus.
»Worauf hoffen?« In seinem »Requiem für einen jungen Dichter« zitiert der Komponist Bernd Alois Zimmermann Texte dreier Dichter, Jessenin, Majakowski und Konrad Bayer, die den Freitod wählten. Sie umkreisen brennende Fragen: Worauf kann der Mensch hoffen in einer Welt voll Gewalt, Machtmissbrauch und Krieg? Liegt die Hoffnung im Tod oder lässt sie sich im Leben finden? Zugleich singt ein riesiger Chor mit großer Kraft: Dona nobis pacem - Gib uns Frieden!
Karsten Wiegand
ist seit 2014 Intendant des Staatstheaters Darmstadt. Er inszenierte unter anderem an: Theater Aachen, Theater Bremen, Staatsoper Krakau, den Staatstheatern Stuttgart und der Staatsoper unter den Linden Berlin. Von 2008 bis 2013 war er Operndirektor des Deutschen Nationaltheaters Weimar. In Darmstadt entstanden u.a. »Hänsel und Gretel«, »Rigoletto«, »Prometeo«, »Koma«, »Die Zauberflöte« und »Saint François d‘Assise«.
Liturgie: Karsten Gollnow
Musik: Klaus Opitz, Staatsorchester Darmstadt
Requiem für einen jungen Dichter, B.Alois Zimmermann
Premiere 16.05.2020 Staatstheater
FÜR SPRECHER, SOPRAN- UND BARITON-SOLO, DREI CHÖRE, ELEKTRONISCHE KLÄNGE, ORCHESTER, JAZZ-COMBO UND ORGEL NACH TEXTEN VERSCHIEDENER DICHTER, BERICHTEN UND REPORTAGEN
»Weh dem, der allein ist« (Der Prediger Salomo 4,10). Mit jenem Bibelvers schließt Bernd Alois Zimmermanns letzte Komposition. Sein 1969 entstandenes, monumentales »Requiem für einen jungen Dichter« wirft einen Blick auf politische Strömungen und Machtstrukturen in der Zeitspanne von 1918 bis 1969. Mit einem gigantischen Aufgebot von vier Chören, Orchester, Jazzband, Orgel sowie Sopran, Bariton und zwei Sprechern findet Zimmermann einen einzigartigen musikalischen Ausdruck für die bange Frage nach der Zukunft angesichts Unterdrückung und wiederkehrenden Kriegen. Mittels Einspielungen von Tonbandaufnahmen der Stimmen von Adolf Hitler, Josef Stalin oder Winston Churchill bietet jenes Werk eine konkrete Verortung in der europäischen Vergangenheit und verweist gleichzeitig auf aktuelle politische Missstände. Mithilfe der Mitwirkung weiterer Chöre aus der Region erinnert das Staatstheater Darmstadt an jenen Teilnehmer der Darmstädter Ferienkurse, der sich 1970 im Alter von 52 Jahren das Leben nahm.
Musikalische Gestaltung am Sonntag, 29. März
Klaus Opitz, Viola
Programm
Georg Phillip Telemann, aus der Fantasie Nr. 9 Siciliana - Vivace
Ernst Krenek, aus der Solosonate Allegro moderato, energico
Johann Sebastian Bach, Suite Nr. 3 Bourrée I - Bourrée II
Klaus Opitz, geboren in Frankfurt am Main, begann seine musikalische Ausbildung an der dortigen Musikhochschule bei Jörg Heyer, bevor er seine Studien am Mozarteum Salzburg bei Thomas Riebl fortsetzte und mit Auszeichnung abschloss. Als Mitglied der Camerata Academica des Mozarteum (Sándor Végh), des Bach-Collegium Stuttgart (Hellmuth Rilling), des Phönix-Quartett Frankfurt und des Mutare-Ensemble Frankfurt (G. Müller-Hornbach) folgte eine umfangreiche internationale Konzerttätigkeit. Seit 1995 ist Klaus Opitz 1. Solobratschist im Staatsorchester Darmstadt und in dieser Funktion regelmäßig zu Gast bei den Sinfonieorchestern des hr und WDR sowie an den Opernhäusern Frankfurt, Nürnberg, Karlsruhe, Weimar, Wiesbaden, Mainz und Heidelberg. Als Folge seiner intensiven Beschäftigung mit historisch informierter Aufführungspraxis erhielt er mit den Darmstädter Barocksolisten, dessen Gründungsmitglied er ist, 2016 den Darmstädter Musikpreis.