Musikalische Gestaltung des Abends am Piano: Kantor Christian Roß
Vor einigen Wochen machte ich mit Freunden einen Ausflug nach Limburg an der Lahn, wir waren neugierig und wollten dort eine zum Restaurant und Kulturort umgewidmete, ehemalige Friedhofskapelle besuchen, wir hatten vorab einen Tisch reserviert. Und was soll ich sagen: Es war ein ganz besonderer Restaurantbesuch, denn man spürte es sofort: Wir speisten sehr gediegen in einer echten Kirche - egal, ob umgewidmet oder entweiht oder wie auch immer die Besitzverhältnisse sein mögen: Eine Kirche bleibt eine Kirche, ganz offensichtlich! Nach dem Essen kamen wir mit dem Besitzer der Kapelle, Mario M. Flaschentraeger, in´s Gespräch. Und ich war ganz begeistert von ihm selbst und von seinem Konzept. Mario M. Flaschentraeger ist ein ehemaliger Werber und erfahrener Kulturmanager aus Frankfurt. »Pastorale - Kultursalon & Sommergarten« hat er »seine« Kapelle auf dem Schafsberg genannt. Aus der Kapelle ist inzwischen ein kulturelles und kulinarisches Kleinod geworden, das seine spirituelle Ausstrahlung weiter behalten hat: Ob bei der Auswahl der Getränke und Speisen, beim aufwendigen Umbau der Kapelle oder dem Herzstück, dem Kulturprogramm – überall spürt man seine Expertise und die große Liebe zur Kultur. Früh hat er in Frankfurt den Leitgedanken »Kultur für alle« verinnerlicht und lebt ihn bis heute. Die Freude und Leidenschaft merkt man ihm auch im Gespräch an. Das Projekt »Pastorale« ist im schönsten Sinne des Wortes beseelt - und beseelt verließen wir auch diesen Ort, mit der Verabredung, gemeinsam einen kulinarischen Gesprächsabend zum Thema »Umnutzung und Weiterentwicklung von Kirchengebäuden« in der Stadtkirche Darmstadt zu veranstalten.
Ja, man kann die Augen davor nicht verschließen: Kirchen verlieren zunehmend ihre Funktion, soziales, religiöses und kulturelles Zentrum einer Stadt, eines Ortes zu sein. Nach wie vor stehen sie zwar meist mitten in einer Ortschaft, doch was dort »inside« passiert, scheint für die Mitte der Gesellschaft nur noch wenig Relavanz zu haben, scheint »outside« zu sein, ist eben nur noch etwas für »kirchliche Insider«.
Dabei waren Kirchen eigentlich schon immer die Innenstadtbegegnungszentren schlechthin, waren Orte für soziale Begegnung, Kultur und Kunst, Religion, für Geschäfte und für Festlichkeiten! Die alten Kathedralen waren ja viel zu groß gewesen, als dass sie nur für Gottesdienste und religiöse Veranstaltungen gebraucht würden. Sie hatten die Funktion der Frankfurter Festhalle und des Frankfurter Doms in einem. Dazu waren sie auch das historische Museum genauso wie das Museum für Moderne Kunst mit den angesagtesten und hippsten Kunstobjekten. Zu den großen Kirchfesten waren sie aber auch Heinerfest und Weihnachtsmarkt für die gesamte Stadtbevölkerung. Sie hatten eine zentrale, alle Lebensbereiche umfassende Dimension, die Alltag und Heiliges, Sakrales und Profanes verbindet.
»Quo vadis ... Kirchen(gebäude)?« - Wir werden an dem Abend im Chorraum der Stadtkirche, ähnlich wie in der Pastorale in Limburg, Tische schön eindecken, mit etwas Kulinarik, Tapas und Wein ausstatten, die Bar eröffnen und und uns dabei gegenseitig - unterstützt durch unsere eingeladenen Expert*innen für Umbauten und Weiterentwicklung von Sakralgebäuden - von gelungenen Best-Practice-Beispielen erzählen, wie Kirchen wieder das sein können, was sie eigentlich sind: Ein Ort zwischen Himmel und Erde, ein Ort für gelebte und erfahrene Mitmenschlichkeit, uneingeschränkt und für alle - und der liebe Gott ist immer mit dabei!
Deshalb: herzliche Einladung!
Ihr Karsten Gollnow
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